Kennt ihr das wenn ihr auf eine Party eingeladen seid und ihr habt überhaupt keine Lust hinzugehen? Ihr kennt da irgendwie keinen, habt nichts zum Anziehen und sowieso würdet ihr lieber einen ruhigen Abend auf dem Sofa verbringen.... doch auf der Party angekommen wird es dann plötzlich richtig nett, ihr unterhaltet euch gut, tanzt und kommt erst in den frühen Morgenstunden nach Hause.
Bei New York wars zunächst genau anders rum. Wir hatten richtig Lust drauf. Ich hatte all diese Bilder im Kopf aus 1001 Film und den Sitcoms, die bei uns rauf und runter laufen. Ich wusste genau was ich unbedingt sehen wollte und natürlich war ich mega gespannt auf das berühmte Flair der Stadt, die niemals schläft.
Vielleicht hatten wir zu viel erwartet? Geblendet von Funk & Fernsehn und all den überschwänglichen Reiseberichten aus dem Freundeskreis. Die Antwort folgt in diesem Reisebericht.
HOTEL:
Zunächst zum Hotel in New York. Wo übernachten in der Stadt der Städte? So groß New York ist, so endlos auch die Möglichkeiten dort unterzukommen. Nach langem Hin- und Her entscheiden wir uns für ein ganz normales Hotel. Es ist unsere erste Reise zum Big Apple und wird ein klassischer Citytrip. Wir brauchen also nur ein gutes Bett und morgens einen starken Kaffee ins Gesicht, ansonsten sind wir recht anspruchslos. Bei amerikanischem Frühstück ist Anspruchslosigkeit allerdings auch die Grundvoraussetzung.
Das Hotel liegt nicht in Manhattan, sondern in Queens. Die Wahl auf der anderen Seite des East River zu nächtigen hatte zwei Gründe: Erstens wollte ich unbedingt jeden Abend die Skyline bei Nacht bewundern - dieser Anblick hat für alle Ewigkeit einen festen Platz in meinem Herz - und zweitens ist es deutlich billiger. Das Z NYC Hotel bietet einen kostenlosen Shuttle Service nach Manhattan an und ansonsten kommen wir in New York am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß von A nach B.
SPAZIERGANG durch SOHO, Little Italy, Chinatown
Die Leser meiner Reiseberichte wissen - wir gehen in jeder fremden Stadt gern erst einmal spazieren, lassen uns treiben und saugen die Stimmung auf. New York ist zu unserem großen Glück eine Stadt, die sich perfekt für Spaziergänge eignet. Zurechtfinden in Manhattans Straßen ist so kinderleicht, dass selbst ein Mensch wie ich ohne jeglichen Orientierungssinn prima durchkommt. Ein Hoch auf die 5th Ave, die Canal Street und das kastenartige Blocksystem.
Wir laufen die Stadtteile SOHO, NOHO, Little Italy und Chinatown ab über die CANAL STREET bis vor zum One World Center. Von oben nach unten betrachtet wahrscheinlich noch nicht einmal 2 Kilometer. Fußläufig verbringen wir so allerdings unseren ganzen ersten Tag in New York. Ich bin gezwungen mir neue Nike's zu kaufen... Es gibt viel zu schauen und wir legen natürlich immer mal wieder ein Päuschen ein. Wir sehen in New Yorks Straßen die beste Streetart der Welt, beobachten an die hundert Eichhörnchen im Washington Square Park, trinken mega hippen überteuerten Mocca-Frappo-Iced-Irgendwas in einem stylischen Kaffeehaus in SOHO und sind irritiert in Little Italy. Wie war das nochmal mit den Erwartungen ? - Entweder bin ich zu oft in Italien oder sollte weniger alte Coppola Filme schauen... so oder so Little Italy wird für mich seinem Ruf nicht gerecht. Ein wenig enttäuscht sind wir auch von Chinatown, sind wir doch aus asiatischen Großstädten andere Nummern gewohnt, das wird aber vermutlich jedem Asientourist in New York so gehen. Zu guter Letzt stehen wir tief bewegt am GROUND ZERO. Das Denkmal ist wirklich sehr eindrücklich inszeniert und auch ein Besuch der Kirche vor Ort lohnt sich. Wir runden unseren ersten Tag in New York mit einem Dinner im Steakhaus in Manhattan ab.
Brooklyn, Brooklyn Bridge Walk & Downtown Manhattan
Mit der Tram fahren wir zum Brooklyn Bridge Park. Längst kein Geheimtipp mehr, aber wie versprochen ein unverbauter Blick auf Lower Manhattan - das perfekte Postkartenmotiv für ein Skylineerinnerungsfoto. Wir genießen die Atmossphäre in Brooklyn und den Ausblick auf die Halbinsel in vollen Zügen.
Von hier aus nutzen wir die Gelegenheit über die Brooklyn Bridge auf Manhattan zu zulaufen. Dieser Spaziergang gehört zu meinen liebsten New York Erinnerungen und ich kann diesen Ausflug jedem New York Besucher empfehlen. Unsere Eindrücke findet ihr in der Fotogalerie:
In Manhattan Downtown angekommen schauen wir uns alle Places to see an und fühlen uns klein zwischen den ganzen Wolkenkratzer. Als Frankfurter Alumna bekomme ich außerdem ein bißchen Heimatgefühl. Danach steuern wir den Battery Park an. Von hier aus kann man verschiedene Touren mit Fähren erwischen - auch zur berühmten Lady Liberty. Zu der Zeit unseres Aufenthalts darf man leider nicht auf die Insel drauf, geschweige denn hoch auf die Freiheitsstatue, daher entscheiden wir uns gegen eine Fahrt. Ich befürchte das ist leider immer noch so. Vom Battery Park aus sieht die Lady Liberty winzig aus, irgendwie dachten wir immer die muß riesengroß sein, aber sie ist eine kleine stolze Dame.
Außerdem genießen wir an diesem Tag auf der 5th Ave unseren Aufenthalt in der hübschen St.Patricks Cathedral. Es ist schön mitten im Trubel des Big Apple Orte wie diesen zu wissen.
Central Station & Flüsterecke
New Yorks Bahnhof ist nicht nur der größte der Welt, sondern meiner Meinung nach auch der Allerschönste. Die himmelblaue Decke der Haupthalle zieren über 2000 Sterne, die Seitengänge werden mit prunkvollen Kronleuchter erleuchtet und in der Nähe der berühmten Oyster Bar wartet der Bahnhof mit einem architektonischen Highlight auf: die Flüsterecke. Hier kannst du deinen Lieben eine geheime Botschaft zuflüstern und sie werden deine stille Post auf der andere Seite stehend hören können.... Wir haben das selbst ausprobiert! Wenn das nicht mal ein Fun-Fact ist ;)
In der Central Station hält New York alles was die Medien uns versprochen haben! Wir sind begeistert!
Empire State Building, Macys, Time Square
Unser dritter Tag in New York - die Zeit ist reif sich die Sache von oben anzuschauen. Wir sind relativ früh am Empire State Building und werktags, trotzdem haben wir erwartet in einer langen Schlange zu stehen - können aber wirklich einfach durchmarschieren. Heute ist es kalt, aber die Sicht ist gut, wir haben einen traumhaften Weitblick in alle Richtungen. Seht selbst:
Das große Kaufhaus Macys gehört selbstredend zum NYC Pflichtprogramm und da es sich ganz in der Nähe des Empire State Building befindet, gehen wir natürlich ein wenig shoppen. Danach zieht es uns zum Times Square, hier machen wir ein kleines Päuschen - Leute & Leuchtreklame gucken & ein Käffchen trinken. Am Times Square haben wir leider großes Pech mit dem Wetter - es hat angefangen zu regnen. Den Platz selbst habe ich mir irgendwie größer vorgestellt. Mir ist nach 3 Tagen in dieser Stadt inzwischen allerdings klar geworden, dass die böse Fernsehindustrie wohl daran schuld sein muss, dass ich mir alles hier so gigantisch vor meinem inneren Auge gedacht habe. In Wirklichkeit finden wir Manhattan recht übersichtlich und fühlen uns ganz behaglich und nicht überfordert & erschlagen wie so viele Bekannte uns ihre New York Eindrücke schilderten.
Central Park & Pastrami Sandwiches
Der Central Park ist ein Must-See in New York und selbstredend machen wir dort einen ausgedehnten Spaziergang. An vielen Stellen schießen uns wie von Geisterhand Filmszenen in den Kopf. Ich sehe Kevin mit seiner Pudelmütze und die Taubenlady so deutlich vor mir als wären sie just in diesem Moment da. Schon verrückt welcher Gehirnwäsche man unterlegen ist. Wir laufen zu den Strawberry Fields und finden kein einziges intaktes Erdbeerpflänzchen, nur einen Typ der auf einer Parkbank sitzt und in Endlosschleife IMAGINE von John Lennon spielt. Da ich dieses Lied liebe, störts mich überhaupt nicht. Das Dakota Building ganz in der Nähe, in welchem John & Joko lebten, wird leider gerade renoviert, daher können wir es uns nicht anschauen.
Danach ist es endlich soweit! Wir gönnen uns ein kulinarisches New York Highlight und damit meine ich nicht Cronut, Cragel oder Bruffin. Ich meine einen Old School Klassiker: Das Pastrami Sandwich. Ehrlich gesagt freuen wir uns schon seit unserer Ankunft darauf und haben uns schlau gemacht wo es in NYC das beste geben soll. Einmal Foodie immer Foodie. Zu unserem Glück heute auf dem Weg gelegen, in der Nähe des Central Parks. Extra hinlaufen wäre zu weit. Wir wissen bis dato nicht ob es wirklich die beste Pastrami war, da müsste man mal einen Einheimischen zu befragen, aber es war super lecker!!!! Deshalb ist unser New York - Food Tipp an dieser Stelle das minikleine, etwas schäbige Schnellrestaurant PASTRAMI QUEEN. Die Portionen sind teuer, aber riesig! Am besten ist es zu zweit ein Sandwich zu teilen. Nach diesem schmackhaften Snack schlendern wir die Park Ave hinunter... nee eigentlich nicht - wir rennen, denn es hat schon wieder angefangen zu regnen. Mein Mann ruft mir von weiter vorne zu "hier wohnt der Ronaldo". Ich frage mich was dem Ronaldo seine Wohnung in dieser Toplage wohl kostet....
Brooklyn Nets
Selbstverständlich können wir es uns nicht entgehen lassen zu einem Spiel der Brooklyn Nets zu gehen. Wir lieben Basketball! Die Stimmung live bei einem Spiel ist mit nichts zu vergleichen - durchtrainierte Typen in lässigen Shorts, cooler HipHop Sound, ein kurzweiliges schnelles Spiel, jede Menge Specials um das Publikum zu bespaßen und mit etwas Glück JAY-Z am Spielfeldrand. Von unserem Hotel aus sind wir in einer halben Stunde an der Halle und plündern erst einmal den Fanshop. Wir verstehen uns immer wieder als große Stütze der Fanartikelindustrie. Nach dem Spiel verschlägt es uns zum Dinner ins "Blend on the Water" in Queens mit einem Wahnsinnsausblick auf die Skyline von Manhattan. Daher unser Foodtipp an diesem Abend.
New York, New York... mein Fazit
Wir hatten mega Lust auf diese Party zu gehen, wie gesagt - wir waren heiß drauf! Nach 4 Tagen Big Apple kann ich mit Sicherheit sagen, New York bietet dir alles was es zu einer erfolgreichen Party braucht. Die perfekte Lokation, coole Musik, wahnsinnig interessante Menschen, kurzweilige Gespräche und ein reichhaltiges Buffet bei dem wirklich für jeden was dabei ist - auch für uns. Dennoch wird die Stadt der Städte nicht meine neue Stammkneipe. Der berühmte Funke ist einfach nicht übergesprungen. Ein bißchen lags bestimmt am Wetter, denn wir hatten tatsächlich oft Pech mit Regen. Unser Hauptproblem ist allerdings wie in dieser Stadt mit Zeit umgegangen wird. Mein Mann und ich haben noch nie innerhalb von einer Stunde im Restaurant zu Abend gegessen, New York hat es möglich gemacht. Time is Money. Das ist nicht unser Stil, wir gehen es gern ruhig an, chillen, genießen, nehmen uns Zeit und haben offenbar auch viel mehr Zeit als im Big Apple zur Verfügung steht. Bei unseren Runden durch die Straßen habe ich in so viele rastlose Augen geschaut, dass ich das Gefühl habe die New Yorker laufen vor irgendetwas weg oder hinter irgendetwas her.... eventuell machen sie auch beides. Manch einen hätten wir gern mitgenommen in die Heimat zum süßen Nichtstun. Wahrscheinlich fahren die New Yorker deswegen in die Hamptons.
Egal wie ich es nun drehe und wende zum Nachdenken hat mich dieser Städtetrip auf jeden Fall gebracht und zwar über den Riesenluxus Zeit zu haben, lange Weilen und gesunden Schlaf. New York du bist die Stadt, die tatsächlich niemals schläft - Wenn wir das nächste Mal schlaflos sein möchten besuchen wir dich wieder, chillen können wir ja woanders.